Schande über mich: Vor lauter Doktorarbeitsstress bin ich noch gar nicht dazu gekommen, Euch vom Green Showroom zu berichten. Die grüne Messe fand drei Tage lang während der Fashion Week im Hotel Adlon statt. Ihr erklärte Ziel: Modernes, nachhaltiges und umweltbewusstes Design ausstellen und beweisen, dass Öko durchaus chic sein kann.
In der eleganten Umgebung des 5-Sterne-Luxus-Hotels Adlon wurden im Green Showroom exklusive Bekleidung, Accessoires, Kosmetik und Lifestyle-Artikel vorgestellt – alles 100 Prozent Öko. Doch schon die Location macht klar, dass Grüne Mode nichts mit sackartiger Kleidung aus Hanf und Jesuslatschen zu tun hat. So durften auf der Messe nur Designer ausstellen, die neben der Nachhaltigkeit und dem Einsatz umweltfreundlicher Verfahren auch einen Schwerpunkt auf ein attraktives Design setzen. „Die Kunden sind nur bereit, etwas tiefer in die Tasche zu greifen, wenn Design und Qualität stimmen, Nachhaltigkeitsaspekte reichen allein nicht aus“, weiß Jana Keller, Initiatorin des Green Showrooms.
Auf der anderen Seite kann sich heute kaum noch ein großes Modehaus dem Thema Nachhaltigkeit entziehen. „Ein visionäres Unternehmen in der heutigen Welt zu führen bedeutet, die Erde und unsere Ressourcen zu schützen und andere Menschen fair zu behandeln“, sagt Magdalena Schaffrin, Kollegin von Jana Keller. Vor allem viele kleine deutsche Labels zeichnen sich durch hervorragende Arbeitsbedingungen und Bio-Materialien aus. Ein Musterbeispiel ist MURIÉE. In einer über 100 Jahre alten deutschen Strickerei stellt das Unternehmen Pullover, Schals und Jäckchen aus luxuriösen, GOTS zertifizierten Materialien her. Der Global Organic Textile Standard, kurz GOTS, ist ein Textilsiegel, das seit 2008 ein einheitliches Zertifizierungsverfahren in der Herstellung von Ökomode liefert.
Bedingung für die Auszeichnung mit dem GOTS-Siegel sind gerechte Löhne, Arbeitsschutz, Vereinigungsfreiheit und Materialien, die mindestens zu 90 Prozent aus Naturfasern hergestellt werden. MURIÉE verkauft beispielsweise diese Jäckchen aus feinster italienischer Kaschmirwolle, gefärbt mit Mohn, Tee oder Holz-Infusionen.
Auch die Designerin Luiza Perea begeisterte mich mit ihren tollen Materialien. Die Brasilianerin verwendet für ihre handgefertigten Taschen, den Schmuck und Schuhe gerne Stoffe, die sonst kaum beachtet werden und die eher als Abfallprodukte gelten. So könnt Ihr bei Luiza Perea beispielsweise Accessoires aus Zuckerrohrfasern oder Schuhe aus Fischleder erwerben. Interessant: Sie erklärte mir, dass sich jede Fischhaut zur Verarbeitung eignet.
Das Berliner Label Studio Ecocentric stellte im Kaminzimmer des Hotel Adlon aus und überzeugte mich vor allem durch die schönen Schnitte. Unter dem Titel „Für Immer“ versucht das Unternehmen zeitlose Klassiker zu entwerfen – Originale der 30er bis 70er Jahre werden dafür neu interpretiert. Ihr könnt beispielsweise ein Business-Kostüm aus Schweizer Bio-Baumwolle, einen Morgenmantel aus pflanzengefärbter Seide, aber auch zauberhafte Accessoires, wie das Halstuch Gustave, erwerben.
Am meisten angetan hat es mir allerdings die indische Firma Cocccon. Das Unternehmen wurde im vergangenen Jahr vom Designer-Duo Prakash und Anupam gegründet. Die beiden haben in Neu Delhi am National Institute of Fashion Technology studiert, einige Jahre im Ausland gearbeitet und sich dann auf ihre indischen Wurzeln besonnen. Denn die zwei kommen – so erzählte mir Chandra Prakash – aus einem der ärmsten Bundesstaaten Indiens: Jharkhand. Die meisten Menschen leben dort in extremer Armut. Cocccon alledings stellt dort nun unter menschenfreundlichen Bedingungen unglaublich schöne Seidenschals aus in Handarbeit hergestellter örtlicher Bioseide her. Ich habe sofort ein Tuch bestellt.